Gerecht, digital, nachhaltig! Konnektivismus – ein Lernansatz der Kultur der Digitalität? (3/4)

Gerecht, digital, nachhaltig! Konnektivismus – ein Lernansatz der Kultur der Digitalität? (3/4)

Lesezeit (inkl. Mediennachweis): 3 Minuten

Schön, dass ihr euch weiter mit uns auf den Weg der Kultur der Digitalität macht! Wir haben die Merkmale der Kultur der Digitalität kennen gelernt und wollen uns nun der Verbindung zu Lern- und Bildungsprozessen nähern. Wie bereits erwähnt richteten bereits viele Bildungstheoretiker*innen ihren Blick auf die Wichtigkeit von Gemeinschaftlichkeit im Lernen. Beispielsweise Adorno verweist auf den sozialen Aspekt und die soziale Verantwortung von Bildung. Buber sah in der Bildung eine interaktive Dimension und formulierte „der Mensch wird am Du zum Ich“ (Buber 1981, S. 17).

Wir sind bei unserer Recherche auf einen noch aktuelleren Ansatz gestoßen: den Konnektivismus.

Konnektivismus

Es geht im Konnektivismus sowohl um den Zusammenhang zwischen Technologie und Lernen als auch um neue Arten des Lernens in der Gemeinschaft – also genau das, wonach wir in den Denkräumen der Tagung suchten! George Siemens entwickelte diesen Ansatz und „berücksichtigt dabei die zunehmende Tendenz des Lerners hin zu informellem, vernetztem und elektronisch gestütztem Lernen“ (Bernhardt & Kirchner 2007). Siemens beschreibt das lebenslange Lernen und benennt allgegenwärtiges informelles Lernen, das auf einer Vielzahl von Wegen stattfindet – durch Praxis, persönliche Netzwerke und arbeitsbezogene Aufgaben. Lernen findet also nicht nur im Klassenzimmer oder Vorlesungssaal statt, sondern auch beim Austausch unter Kommiliton*innen und Lesen dieses Blogbeitrags :). Lernen ist ein Wissensbildungsprozess und bedeutet nicht nur Wissen zu konsumieren, sondern auch in einem Kreislauf der Wissensentwicklung in Netzwerke einzubinden, weiterzuentwickeln und zu etablieren (vgl. Siemens 2005). Wissen kann als Geflecht gesehen werden, das den Verstand des Einzelnen, einen Computer oder auch die Organisation und Gesellschaft und deren Verbindungen untereinander beeinflusst. So entstehen „Communities of Practice“ (Siemens 2005), persönliche Netzwerke und kollaborative Arbeitsszenarien (vgl. Siemens 2005). Wissen meint Verknüpfungen aus Interaktionen und die Werkzeuge, die wir verwenden. Dies definiert und prägt unser Denken.  

Situiertes Wissen

An dieser Stelle soll in einem kurzen Einschub noch auf den in diesem Ansatz zentralen Begriff des situierten Wissens hingewiesen werden, der beschreibt, dass Wissen (und Lernen) kontextgebunden ist, dh. auch in spezifischen sozialen Verortungen gelesen werden muss. Situiertes Wissen bezieht sich auf das Verständnis der Umgebung, in der man sich befindet und die Fähigkeit dieses Wissen in angemessenes Handeln umzusetzen. Handlung und Lernumgebung bedingen einander demnach (vgl. Gerstenmaier & Mandl 2001, S. 455 ff.; Beck et al. 2019). Wissen ist lokal und begrenzt und kann niemals für alle Menschen sprechen. Dies beinhaltet auch bewusste und unbewusste Machtverhältnisse, die sensibel und kritisch betrachtet und reflektiert werden müssen – wie wir selbst und ihr in unseren Berichten aus der Tagung feststellen konntet. Um die Tagung und die Vorträge an die Bedürfnisse und das Wissen der Anwesenden anzupassen, musste situiertes Wissen berücksichtigt werden, denn Kontext und die spezifischen Lernziele sind zu beachten, um effektive Lernumgebungen zu schaffen (vgl. Brown et al., 1989). Auch der Umkehrschluss gilt: Die Besucher*innen der Tagung mussten situiertes Wissen nutzen, um Aufgaben, wie ein Denkraum zum gemeinsamen Austausch effizient zu nutzen und sich an wechselnde Arbeitsbedingungen anzupassen. Sie mussten in der Lage sein, ihr Wissen auf neue Situationen anzuwenden und angemessene Entscheidungen zu treffen (vgl. Fiorella & Mayer, 2013). 

Prinzipien des Konnektivismus

Der Konnektivismus beschreibt das Lernen und Wissen mit wesentlichen Prinzipien. Siemens sieht unter anderem einen wechselseitigen Einfluss von Denken und Emotionen und spricht sich daher dafür aus, dass in einem Lernprozess diese Abhängigkeit berücksichtigt werden muss – hier spielt auch die Motivation und das bestehende Netzwerk eine große Rolle. Auch besteht Lernen seiner Ansicht nach nicht nur aus einem „Know-how“ und „Know-what“, sondern es wird ergänzt durch „Know-where“, also einem Verständnis dafür, wo im Netzwerk benötigtes Wissen zu finden ist. (vgl. Siemens 2005). Das Geflecht oder die jeweiligen Verknüpfungen, also die sog. Konnektionen erleichtern uns das Lernen und Erhalten eine Meinungsvielfalt – auch der Aktualität. Die Kernkompetenz für ein effektives Lernen ist, Verbindungen und Verknüpfungen zu erkennen und diese zu nutzen – also sich zu vernetzen (vgl. Siemens 2005). 

Konnektionen auch in diesem Blogbeitrag!

Auch wir – Nico, Maria und Deborah – haben in diesem Blogbeitrag Verbindungen und Verknüpfungen aus der Tagung und im Austausch unter uns und mit unserem Dozenten erkannt, genutzt und erweitert – vielleicht hat die*der ein oder andere von euch auch schon einen Kommentar hinterlassen und das Netzwerk erweitert?! Begleitet uns gern zu unserem letzten Teilbeitrag dieser Serie, um zu resümieren!

Formalia

Referenzen

Abbildung generiert über „DeepAI Bild Generator“ mittels Sucheingabe „Kultur der Digitalität“ am 14.06.2023 um 12:10 Uhr

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