Digitalität in der Erwachsenenbildung. Analyse eines EB-MOOC

Digitalität in der Erwachsenenbildung. Analyse eines EB-MOOC

Lesezeit (inkl. Mediennachweis): 7 Minuten

Dieser Podcast ist entstanden im Rahmen des Moduls Erwachsenenbildung des BASA (Bachelor Soziale Arbeit) Onlinekurses im Januar/Februar 2022. Er bezieht sich auf den den Kurs EBmooc focus – Erwachsenenbildung im Online-Raum. Mitwirkende am Podcast waren: Maren, Nadine und Thomas.

Abstract

Lebenslanges Lernen und die Bildung Erwachsener sind Themen, die in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen haben. Neben den bislang gängigen Formaten zur Erwachsenenbildung wie sie beispielsweise in Volkshochschulen angeboten werden, haben sich auch MOOCs in den letzten zehn Jahren auf diesem Gebiet etabliert. Doch noch immer wissen viele Menschen nichts mit diesem Begriff und der dahintersteckenden Idee anzufangen.

Was genau ist ein MOOC? Wie funktioniert er? Und was kann ich dort lernen? Mit diesen Themen beschäftigt sich der folgende Podcast. Zu diesem Zweck, haben wir den in Österreich entstandenen iMoox etwas genauer betrachtet und analysiert. Ein MOOC ist ein digitales Medium. Aus diesem Grund beschäftigen wir uns ganz zu Beginn mit dem Begriff Digitalität und was er bedeutet.

Und nun wünschen wir euch viel Spaß beim Anhören

Timeline

  • 00:00 – Vorstellung des Themas und der Produzent:innen
  • 03:50 – Thomas erklärt Digitalität
  • 05:07 – Was ist ein EB-MOOC?
  • 05:35 – Für wen ist ein solcher MOOC gedacht?
  • 06:14 – Wie wird ein MOOC finanziert?
  • 08:15 – Der Aufbau und die Inhalte des MOOCs
  • 09:30 – Welchen Mehrwert hat der MOOC?
  • 10:46 – An welche Grenzen stößt ein MOOC?
  • 12:07 – Was ist für digitale Erwachsenenbildung erforderlich?
  • 13:33 – Wie wird sich Lernen und Lehren in Zukunft verändern?
  • 14:26 – Fazit

Inhalte

Vorstellung des Themas und der Gruppenmitglieder

Maren stellt kurz die Thematik und die Gruppenmitglieder vor.

Thomas erklärt Digitalität

Im Großen und Ganzen kann man wohl sagen, dass Digitalität die Verbindung von Menschen und Technik bedeutet. Digitalität baut auf der Digitalisierung auf und verbindet ausgewogen, also in einem gesunden Maß, analog, Tradition und Innovation (vgl. Schier 2018). Dadurch verändert sich sowohl das Denken, wie auch die Form des Lernens und Lehrens. Felix Stalder beschreibt in einem Interview mit erwachsenenbildung.at im Januar dieses Jahrs, wobei auffällt, dass die Schwelle zur Beteiligung deutlich herabgesetzt ist (vgl. Achemann 2022). Wer kennt das nicht, jemand postet ein Bild in einem Netzwerk und schon beteiligen sich Menschen an einer Diskussion, deren Namen man im besten Fall schon einmal gehört hat. So sind meiner Meinung nach auch hier Fluch und Segen eng miteinander verbunden. Zum einen, können sich auf diese Weise auch Menschen einbringen, welche es im „realen“ Raum eher meiden sich zu äußern, jedoch sind auch durch eine gewisse Anonymität Hemmschwellen herabgesetzt. Grundformen der Digitalität (nach Felix Stalder)

Die katapultartige Entwicklung des Internets um die Jahrtausendwende hat dazu geführt, dass das Internet inzwischen für fast jeden zur Infrastruktur zählt und wie Wasser oder Strom als gegeben vorausgesetzt wird. Internetfähige Geräte haben sich rasant weiterentwickelt und sind somit ins Zentrum unserer Kultur gewandert. Da dies inzwischen alle Lebens- und Wirtschaftsbereiche überzieht, entstand eine neue Umgebung mit neuen Möglichkeiten und Erwartungen. Der positive Effekt war, dass von da an selbst Nischen und vielfältigste Milieus bedient wurden. Im Gegensatz zu den herkömmlichen Informationskanälen wie durch bisherige Medien gibt es aber zur Veröffentlichung keine Filterung, was das Angebot unüberschaubar macht. Somit ist jeder selbst gefragt sich in dieser Welt zurechtzufinden, die Informationen zu filtern und damit die Kultur der Digitalität zu prägen. Entstanden sind dabei drei Formen des Ordnens:

  • Referentialität: das Erstellen eines eigenen Bezugssystems, welches sich beispielsweise durch jeden Post, jede Antwort und jedes hochgeladene Bild entwickelt.
  • Gemeinschaftlichkeit: Orientierung und Handlungsfähigkeit entstehen durch den Austausch mit anderen, Gemeinschaftliche Formationen bringen eine geteilte Bedeutung hervor.
  • Algorithmizität: Prozesse, welche von Maschinen vorgeordnet werden, da das Erfassen von Milliarden Websites von Menschen nicht möglich ist, bedient man sich z. B. Suchmaschinen, der Weg von Big Data –> Small Data.

Jene Grundformen der Digitalität entfalten daher eine neue Auswahl von Möglichkeiten und Erwartungen, um sich die Welt zu begründen und begreifbar zu machen. Diese neu entwickelten Anforderungen stellen bislang gesicherte Institutionen der Gesellschaft vor große Herausforderungen, denn sie müssen ihre Strukturen insofern massiv anpassen, um selbst diese Möglichkeiten nutzen zu können, damit sie die Erwartungen der Menschen erfüllen. Denn sonst werden sie als überflüssig angesehen, wie manche derzeit schmerzhaft erfahren müssen.

Was ist eigentlich ein EB- MOOC und wie ist er entstanden?

Das Wort MOOC ist eigentlich eine Abkürzung und steht für die englischen Begriffe: Massive Open Online Courses, was man in etwa so übersetzen könnte: für eine große Menge (ab 150 Personen, bis in die 100.000) frei zugängliche online Lernangebote. Der EBmooc richtet sich somit an Erwachsene, welche sich zu unterschiedlichsten Themen im digitalen Raum weiterbilden möchten.

Der erste MOOC wurde 2008 von den Kanadiern Downes und Siemens im Jahr 2008 gestartet. Ende 2011 wurden solche Kurse dann von der Stanford-Universität angeboten. Inhaltlich bestanden sie aus einem Wechsel von kurzen Videosequenzen und Multiple-Choice-Fragen. Schon diese ersten Kurse erreichten weltweit bis zu 160.000 Menschen. Durch diesen Erfolg entstand ein großes mediales Interesse an der neuen Lehrform. Dies führte dazu, dass fortan mehrere dieser MOOCs angeboten wurden. Meist waren Universitäten beteiligt. Der hier von uns näher analysierte iMooX kommt aus Österreich und wurde dort im Jahr 2013 gegründet und ist seitdem der einzige MOOc in Österreich. Seinen Ausgangspunkt hat iMooX im eingereichten Projekt „Entwicklung einer Bildungsplattform und Bereitstellung von kostenlos zugänglichen Kursen mit multimedialen Inhalten für eine möglichst breite Bevölkerungsschicht“, welches vom Zukunftsfonds des Landes Steiermark gefördert wurde. 2015 startet dann der erste Kurs an der Universität Graz. Seitdem hat die Plattform viele interessante Stationen durchlaufen, sich stetig weiterentwickelt und erscheint seit 2021 in neuem Design und ist seit Mitte 2021 EMC-Mitglied (EMC: European MOOC Consortium), der führenden Plattform von MOOCS in Europa.

Und für wen ist so ein MOOC gemacht Thomas?

Ein Mooc ist für jeden Interessierten gemacht, der einen Onlinekurs auf akademischem Niveau absolvieren will. Eingesetzt wird er aber meist in der Hochschul- und Erwachsenenbildung. Er ist wirklich für jeden offen, da in der Regel auf Zugangs- oder Zulassungsbeschränkungen verzichtet wird. Bei der Registrierung sind lediglich Name und E-Mail-Adresse notwendig.

Wie wird ein MOOC finanziert?

Die österreichische Bildungsplattform iMooX wird durch das österreichische Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF) und durch zahlreiche Partner, wie z. B. Conedu, einem Verein für Bildungsforschung und verschiedenen österreichische Universitäten finanziert.

Der Aufbau des MOOCs und seine Inhalte

In diesem Abschnitt erklärt uns Nadine unter erschwerten Umständen 😉 wie so ein MOOC  aufgebaut ist und wie die Inhalte vermittelt werden.

So lernt man im Eb-MOOC nicht allein. Man kann sich jederzeit mit anderen Teilnehmer*innen im Forum sowie in begleitenden Webinaren und Online-Sprechstunden austauschen. Es werden dort keine personenbezogenen Daten weitergegeben. Ein Teilnahme-Zertifikat und digitale Lernabzeichen wird nach erfolgreichem absolvieren des Onlinekurses ausgestellt. Man meldet sich an und sucht sich aus den unterschiedlichen wissenschaftlichen Bereichen, z.B. aus dem Bereich Naturwissenschaften einen Kurs aus.

Die Lerninhalte sind immer Kursbezogen. Für jeden Kurs gibt es eine Kursbeschreibung die sich wie folgt aufgliedert:

  • Kursinhalt
  • Lernziele
  • Vorkenntnisse
  • Kursablauf
  • Zertifikat

Welchen Mehrwert hat ein MOOC?

In diesem Abschnitt unterhalten sich Thomas und Maren darüber welche Vorteile ein MOOC bietet. Und welcher Mehrwert auch für die Lehrenden entsteht.

Dies geschieht wie schon beschrieben dadurch, dass alle Kurse kostenfrei sind und von sehr großen Mengen in Anspruch genommen werden können. Zudem bietet iMoox manche Kurse gleich in mehreren Sprachen an, sodass auch in diesem Bereich Barrieren wegfallen. Durch kurze YouTube-Videos werden die Inhalte des Kurses dargestellt und so kommt man vielleicht auch mit Themen in Berührung, die man so gar nicht lernen wollte. Akademische Bildung kann somit einem breiten Publikum zur Verfügung gestellt werden und aufgrund der entsprechenden Lizenzierungen können die Inhalte für eigene Lehrveranstaltungen verwendet werden. Zudem hat diese Art der Lehre auch Vorteile für die Lehrenden. So berichtet beispielsweise Professor Jürgen Handke (Professor an der Uni Marburg), dass er für den Mehraufwand der Digitalisierung seiner Lehrinhalte zwar nicht finanziell entlohnt wird, aber dafür eine große Befriedigung daraus zieht, dass er seine Schüler und Schülerinnen nun viel besser erreicht und dass das von ihm zur Verfügung gestellte Lernmaterial große Anerkennung in der Fachwelt erhält, was in konventionellem Unterricht niemals der Fall war.

An welche Grenzen stößt ein MOOC?

Thomas spricht hier darüber welche Schwierigkeiten beim Lernen mit MOOCS bestehen. In diesem Zusammenhang wird klar: Wer mit einem MOOC lernt, muss zuerst einmal über ein mediales Gerät verfügen. Zwar hat heute fast jeder ein Smartphone, jedoch ist lernen auf so einem Gerät alleine eher mühsam. Bei Tablets oder Computern, stelle ich fest, dass auch hier die Menschen, welche Bildung für einen sozialen Aufstieg bräuchten, wahrscheinlich aufgrund der Kosten wieder abgehängt werden. Ein weiteres Problem stellt die Digitalität an sich dar. So scheint es bei vielen Lehrenden genau daran zu mangeln. Da diese Angebote gerade an Erwachsene gerichtet sind und diese aber nicht wie unsere Jugend mit diesen Medien groß geworden sind, gibt es auch hier noch einige Hürden zu nehmen. MOOCs stehen aufgrund ihrer geringen Absolventenquote häufig in der Kritik. Diese geringe Quote hat den Ursprung zum einen darin, dass das Selbstlernen eine hohe Eigenmotivation voraussetzt, der Zeitaufwand oft unterschätzt wird und daher auch zu Abbrüchen führen kann. Eine weitere Schwierigkeit besteht darin, dass noch nicht alle Kurse akkreditiert sind.

Was ist für digitale Erwachsenenbildung erforderlich?

Was muss man mitbringen um digitalisiert zu lehren und zu lernen? Das ist die Kernfrage, der sich dieses Kapitel widmet. Hier wird schnell klar, dass es nicht ausreicht, einfach nur ein Internetfähiges Endgerät zu besitzen.

Denn wenn Wissen in digitalisierter Form angeboten wird, dann ist dies grundsätzlich nur dann möglich, wenn es auch genügend Menschen gibt, in deren Leben Digitalität stattfindet. Hier wiederum ist feststellen, dass es, wie vorher im Punkt Digitalität geschildert wurde, gar nicht so einfach ist, in der Weite der Angebote das zu finden, welches auch wirklich gut ist. Sprich: Menschen, in unserem Fokus Erwachsene, bilden sich durch die Referentialität, Gemeinschaftlichkeit und Algorithmizität nicht immer wissenschaftlich fundiert. In diesem Punkt scheint iMoox jedoch gut aufgestellt zu sein, da dort nur wissenschaftliche fundierte Inhalte vermittelt werden. Hat man den Weg zu dieser Plattform also erst einmal gefunden, dann sind die Inhalte der Plattform erst einmal safe. Dies gilt allerdings nicht für die Arbeit in den dort angebotenen Foren. Hier treten Menschen mit unterschiedlichsten Auffassungen in Kontakt. Man benötigt also auch hier ein hohes Maß an Medienkompetenz. Dies ist bei Formaten wie „Inverted Classroom“, in denen digitalisierte Medien zwar zur Verfügung gestellt, aber in realen Bedingungen besprochen werden, deutlich weniger vonnöten.

Wie wird sich Lehren und Lernen in der Zukunft verändern und wie werden wir in Zukunft lernen?

“Welche Kompetenzen benötigen Studierende, um in der Lebens- und Arbeitswelt der Zukunft, deren genaue Anforderungen wir heute noch nicht kennen, erfolgreich bestehen zu können (Seidel 2017)”

Dieses Zitat gibt Grund zu Überlegungen wie die Zukunft von Lehre und Lernen aussehen wird und Thomas lässt hier seinen Gedanken freien Lauf.

Um die Gewohnheiten und Bedürfnisse des Einzelnen, der Gesellschaft und der Wirtschaft, welche alles vorantreibt, adäquat zu befriedigen und um den stetig steigenden Anforderungen gerecht zu werden, muss sich Lehre und Lernen in Zukunft verändern! Aber althergebrachte Lehrmethoden und deren damit verbundenen möglichen Erfolgen lassen sich nicht allein durch eine Digitalisierung verbessern.

Auf die Frage wie wir wohl in der Zukunft lernen, hat Thomas dann noch einmal in seine Glaskugel geschaut 😉 aber auch dort leider keine adäquate Antwort gefunden.

Für ihn ist die Frage nur mit möglichen Hypothesen zu beantworten, da kein Mensch in die Zukunft blicken kann. Was aber bleiben wird, ist das Thema Bildung, egal was passiert. Die Möglichkeiten, die durch die Digitalität entstehen, müssen als ein Prozess gesehen werden. Dieser Prozess sollte jedoch stetig reflektiert werden, um Korrekturen zu ermöglichen.

Fazit

Hier schildert Maren noch einmal ihren ganz persönlichen Blick auf iMoox du ist der Ansicht, dass iMoox es ermöglicht, in der Zukunft Menschen mit unterschiedlichen Biografien Wissen kostenfrei zur Verfügung zu stellen. Da sie keinen iMoox Kurs besucht hat entzieht es sich ihr allerdings, wie tiefgreifend dieses Wissen ist oder ob es nur an der Oberfläche kratzt. Der Ansatz ist in jedem Fall großartig, jedoch muss er, um gerade die abzuholen, deren Chancen durch gute Bildung steigen, erst einmal erreichen. Sie selbst hatte noch nie von einem EBMooc gehört und war deswegen neugierig. Allerdings stellte sie fest, dass sie ja schon eine Hochschule besucht und somit schon ziemlich weit oben im Bildungsangebot angekommen ist.

Quellen & Formales

Bild

Das Beitragsbild stammt aus dem Downloadbereich des EBmooc focus – Erwachsenenbildung im Online Raum und steht unter folgender Creative Commons Lizenz:  CC BY ND

Musik

Delicate Daisies von Sky Toes Lizenzfreier download unter: https://uppbeat.io/track/sky-toes/delicate-daisies

CC BY-SA und OER

Dieser Beitrag ist als OER unter den Bedingungen der Creative Commons BY-SA (Namensnennung und Verwendung unter den gleichen Bedingungen) freigegeben.

Das bedeutet, Sie können sie frei für den Unterricht oder Lehrveranstaltungen verwenden, wenn sie die Namen der Ersteller (sofern nicht anonym) nennen und selbst unter den gleichen Bedingungen zur Verfügung stellen. Sie dürfen die Dateien sogar herunterladen und eigenständig verändern, allerdings gilt auch hier der Hinweis auf die Namensnennung der ursprünglich verwendeten Datei und die Verwendung unter gleichen Bedingungen. Achten Sie ggf. auch andere Lizenzbedingungen, die im Einzelfall genannt sind. Diese haben dann Vorrang.

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