Agil oder klassisch – schätze deine eigene Arbeitshaltung ein!

Agil oder klassisch – schätze deine eigene Arbeitshaltung ein!

Lesezeit (inkl. Mediennachweis): 6 Minuten

Ein Quiz der Studierenden Rebekka Edtbauer, Katrin Mayr, Bianca Rimmele und Christine Völk im Rahmen des Masterstudiengangs „Gesellschaftlicher Wandel und Teilhabe“ (Master GWT). Produziert als Ergebnis des Seminars „Steuerung digitaler Organisationen“ an der Hochschule München im Wintersemester 2019/20.

Hier geht es zum Quiz: http://www.quiz-maker.com/QNFEGJ0

Ideenfindung

Im Rahmen der Vorlesung überlegte unser Team gemeinsam, was es für Möglichkeiten in diesem Modul als Beispiel gibt. Ein Teammitglied hatte sofort die Idee ein Quiz zu erstellen, da sie bereits Erfahrungen damit sammeln konnte. Für diesen Einfall konnten sich alle weiteren Mitglieder begeistern. Gemeinsam wurde überlegt, in welcher Form das Quiz gestaltet und umgesetzt werden kann und welche anderen Alternativen grundsätzlich noch in Frage kommen (z.B. ein Kurzfilm). Letztendlich fand die Idee für das Quiz die Zustimmung der gesamten Gruppe, da es für die meisten „Neuland“ bedeutete und auch als konkretes Beispiel interessant war.

Vorbereitung

Inhaltlich entschieden wir uns für die Ausgestaltung und Vertiefung des Referatsthemas “agile Steuerung und Methoden“, das wir im Rahmen einer Vorlesung bereits aufbereiten sollten. Nach der Festlegung des Themas folgte eine intensive Recherchearbeit. Die gefundenen Informationen wurden auf einem gemeinsamen Etherpad der Hochschulplattform Moodle zu bestimmten Schwerpunkten zusammengetragen. Anhand des gesammelten Wissens, sowohl zu agilen als auch zu klassischen Organisations- und Arbeitsstrukturen, entwickelten wir Fragen, welche die Aspekte und Eigenschaften der unterschiedlichen Arbeitsweisen aufgreifen. In einem nächsten Schritt erstellten wir einen Entwurf „fiktiver“ Idealtypen, deren Arbeitseinstellungen tendenziell agiler oder klassischer Natur sind. Viel Zeit und Diskussionen investierten wir in eine möglichst präzise Formulierung der Fragen, wie auch in die Ausgestaltung der Ergebnisse. Beispielsweise ging es um die Wahl der Formulierung „Du bist ein agiler Typ“, „Dir entspricht die agile Arbeitsweise mehr“, oder „Du hast mehr Übereinstimmung mit der agilen Arbeitsweise“.

Diskutiert wurde vor allem das Maß der Zuweisungen und Typisierungen, da es nicht den einen „agilen Typ“ oder den einen „klassischen Typ“ gibt und man stets eine Mischung aus Merkmale von beiden aufweisen kann. In einem persönlichen Treffen auf dem Campus Pasing haben wir organisatorische Fragestellungen, sowie Aufgabenschwerpunkte unter uns aufgeteilt und ein Referat und dessen Ablauf fertiggestellt. Im Rahmen des Referats wollten wir das Quiz mit den Kommilitonen*innen testen. Wir erhofften uns in diesem Zusammenhang Ideen für eine mögliche Optimierung sowie eine allgemeine Rückmeldung zu erhalten. Ebenso war uns eine anschließende, gemeinsame Diskussion über agile Arbeitsweisen ein wichtiges Element zur Ergänzung des Projekts.

Aufbau

Eingeleitet wird das Quiz mit einer kurzen Erklärung über klassische und agile Arbeits- und Organisationsformen, sowie dem Bezug zur individuellen Arbeitshaltung. Wir haben das Quiz so aufgebaut, dass es auf jede Frage eine Antwortauswahl gibt, bestehend aus zwei Möglichkeiten zum Anklicken.
Insgesamt besteht es aus 13 Fragen. Nach Abschluss des Quiz sind zwei Endergebnisse möglich, welche die angeklickten Antworten zusammenfassen und einer bevorzugten Arbeitsweise zuordnen. Außerdem verweist es auf eine prozentuale Ergebnisdarstellung, die anzeigt wieviel Prozent Übereinstimmung mit diesem Ergebnis vorhanden ist.

Reflexion

Der Lern- bzw. der Gruppenprozess

Die Zusammenarbeit im Team war ein gemeinsamer produktiver Prozess in gleichberechtigter Form. Absprachen und Entscheidungen diskutierten wir gemeinsam. Erst bei einer übereinstimmenden Verständigung schritten wir weiter vor. Waren Fragen ungeklärt, so wurden diese im Diskurs und durch Verständnisbeispiele für alle begründbar.
Letztendlich ging es ebenso darum, die individuellen Stärken und Kompetenzen der Teammitglieder zu erkennen und die Motivation für gewisse Aufgaben zu stärken. So konnte jedes Mitglied eine konkrete Aufgabe übernehmen und vorerst alleine bearbeiten, um diese dann im gemeinsamen Austausch fertigzustellen und zu einem Ganzen zusammenzuführen. Die vielfältigen Aufgaben umfassten eine Literaturrecherche, Wissen in einer Ordnungsstruktur zusammenfügen, Fragen für das Quiz zu entwickeln, Einführungstexte zu schreiben, das Quiz zu erstellen, alles zusammenzuführen und ein Handout mit dem Hintergrundwissen zu gestalten.
Alle Aufgabenbereiche wurden in gemeinsamer Absprache überarbeitet und fertiggestellt. Die Zusammenarbeit fand sowohl face-to-face statt, als auch in einem gemeinsamen Etherpad und über eine Dropbox. Sie verlief insgesamt sehr harmonisch und effektiv. Wir haben die interaktive Form der Onlinebefragung gewählt, um einerseits unseren Kommilitoninnen die Möglichkeit zu geben, die eigene Arbeitsweise im Hinblick auf gegebene Organisationsstrukturen zu bedenken, andererseits auch um uns selbst in unserer Gruppentätigkeit zu reflektieren. Dies führte zu interessanten Ergebnissen. Wir konnten mit der Befragung ermitteln, dass etwa dreiviertel unserer Kommilitoninnen agile Arbeitsbedingungen bevorzugen, jedoch in unterschiedlich stark ausgeprägter Weise.

Das Quiz

Überraschend war es für uns in der Auswertung zu sehen, dass die Befragung nicht nur auf dem Campus in Pasing durchgeführt wurde. Durch die Auswertung der IP-Adresse (Dezember 2019) konnten wir nachvollziehen, dass das Quiz auch am Berliner Flughafen Tempelhof, in Frankfurt, Düsseldorf, Oldenburg und in Garching zur Anwendung kam. Es war positiv überraschend für uns, wie schnell das Thema Interesse fand.
Insgesamt haben bisher 27 Personen (Stand 22.04.2020) an unserem Quiz teilgenommen. Davon stimmte die Mehrheit von 78% (21 Personen) vorwiegend mit der agilen Arbeitsweise überein und nur 22% (6 Personen) mit der klassischen Arbeitsweise. Die Ergebnisse der einzelnen Fragen lagen zum Teil weit auseinander (19% – 81%), teilweise aber auch sehr nahe beieinander (44% – 56%). Bei den Fragen zur Projektlaufzeit, Bearbeitung von Aufgaben und langfristige Teams gab es bspw. mehr Übereinstimmung mit der klassischen Arbeitsweise. Bei der Frage zum Zeitmanagement (klare Planung vs. flexible Arbeit) waren die Antworten ziemlich ausgeglichen (14 zu 13 für klassisches Arbeiten). Bezüglich der Hierarchie, der Zusammenarbeit auf Augenhöhe und der Gewährleistung von Qualitätsstandards gab es mehr Übereinstimmung mit der agilen Arbeitsweise. Zwischen fünf und zwölf Mal wurde bei jeder Frage die klassische Arbeitsweise gewählt.
In der anschließenden Diskussionsrunde erhielten wir noch einen Input von Alexander Klier, dem Modulleiter.

Dieser erzählte, dass Firmen durch ihre Firmenkultur auch ‚ihre Leute schaffen‘, das heißt, dass Mitarbeitende ‚gebrainwashed‘ werden, indem sie die bestehenden Werte übernehmen und befolgen. Diese Tatsache macht es sehr schwer, Unternehmenskulturen zu verändern. Er meinte auch, dass die Beteiligung nur über die Struktur einer Organisation stattfinden kann, somit über indirekte Handlungen. Außerdem können im Wandel der Struktur und der Führung von Organisationen ein gesellschaftlicher Wandel initiiert werden. Wichtig sind hier vor allem Empathie, die Verteilung von Macht und auch Macht als Verständnis von Gestaltungsmöglichkeiten, die gemeinsam von einem Team statt von einer Leitungsposition ausgehen. Außerdem kann die Veränderung der Ausgestaltung von Rollenverhältnissen nur dann erfolgen, wenn Verantwortung geteilt und gegenseitiges Vertrauen implementiert wird.

Die Fragen

Seitens unserer Kommiliton*innen wurde rückgemeldet, dass die Antwortmöglichkeiten meist zu einfach zu der jeweiligen Form zugeordnet werden konnten. Außerdem wurde der Wunsch geäußert, dass die Schattierungen zwischen den zwei Typen ausgefeilter formuliert werden könnten, um einer klaren Typisierung entgegenzuwirken. Hierfür wären mehr als zwei Antwortmöglichkeiten förderlich gewesen bzw. auch die Verwendung von Skalierungen, um eindeutige Antwortmöglichkeiten vorzubeugen. Außerdem wäre es hilfreich gewesen, wenn es die Kategorien: „Ich stimme weder A noch B zu“, oder „Beides trifft für mich zu“ gegeben hätte. Insgesamt wurde das Quiz sehr gut aufgenommen und hat die Vorlesung unserer Ansicht nach etwas aufgelockert. Die Rückmeldungen waren positiv und konstruktiv.

Organisatorisches

Literatur bzw. Medien

Alle Links waren zum Zeitpunkt der Erstellung des Beitrages im Dezember 2019 aktiv. Sie werden jeweils in einem neuen Tab geöffnet.

Fragen

Einführungstext

  • Bauer, Annemarie (2005): Institutionen und Organisationen zwischen Angstbindung und Angstproduktion. Überlegungen aus psychoanalytischer Sicht. In: Marlies W. Fröse (Hg.) (2005): Management sozialer Organisationen. Beiträge aus Theorie, Forschung und Praxis; das Darmstädter Management-Modell. 1. Aufl. Bern: Haupt, S. 181–201
  • Korn, Hans-Peter (o.J.): Die „agile“ Organisation: Vom Hype zum Daily Business. Zusammenfassender Text. Verfügbar unter: http://korn.ch/archiv/Agile-Organisation.pdf
  • Landsberg, Christian (2016): Erste Schritte in die Agilität: So funktioniert es für jedes Unternehmen. In: UPLOAD Magazin. Verfügbar unter: https://upload-magazin.de/blog/14311-erste-schritte-in-die-agilitaet/
  • Nowotny, Valentin (2016): Was ist ein „agiles“ Unternehmen? Eine Einführung. In: UPLOAD Magazin. Verfügbar unter: https://upload-magazin.de/blog/14153-agile-unternhemen/
  • Peter, Dietrich (2005): Bedeutung und Aufgabe von Personalentwicklung in Profit- und Nonprofit-Organisationen. In: Marlies W. Fröse (Hg.) (2005): Management sozialer Organisationen. Beiträge aus Theorie, Forschung und Praxis; das Darmstädter Management-Modell. 1. Aufl. Bern: Haupt, S. 277–292.
  • Voß, G. Günter (2005): Der Arbeitskraftunternehmer. Ein neuer Basistypus von Arbeitskraft und seine Folgen für Betriebsorganisation, Führung und Personalentwicklung. In: Marlies W. Fröse (Hg.) (2005): Management sozialer Organisationen. Beiträge aus Theorie, Forschung und Praxis; das Darmstädter Management-Modell. 1. Aufl. Bern: Haupt, S. 59-76.

Quellen / Abbildungsverzeichnis zum hinterlegten Handout

Bild

Die Grafik wurde von den Studierenden produziert und für den Beitrag zur Verfügung gestellt. Eine Verwendung unter den Bedingungen der Creative Commons BY-SA ist möglich.

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