Das Studium und seine digitalen Möglichenkeiten – Teil 1

Das Studium und seine digitalen Möglichenkeiten – Teil 1

Lesezeit (inkl. Mediennachweis): 6 Minuten

Allgemeiner Hinweis zum Podcast

Ein dreiteiliger Podcast der Studentinnen Anna Maletz, Luisa L., Theresa Dei und Sophia Stein im Masterstudiengang „Gesellschaftlicher Wandel und Teilhabe“ des Sommersemesters 2019 an der Hochschule München.

Foto: StockSnap – Menschen-Frauen-Studenten – 2557396 auf Pixabay. Verwendung unter den Bedingungen der Creative Commons 0.

Erklärung

Die Interviews und deren Inhalte beziehen sich im Wesentlichen auf die weiter unten angegebene Literatur und deren zentralen Studienergebnisse. Sie stellen nicht automatisch meine eigene Position (Alexander Klier) oder die offizielle Linie der Hochschule München dar.

Deshalb ist zu erwähnen, dass die Charaktere im Interview frei erfunden wurden, um die Handlungsempfehlungen der Studienergebnisse den Hörer*innen näher zu bringen. Die Hochschule München, deren mögliche Abteilungen und Mitarbeitenden wurden ebenfalls – als fiktive Umsetzungsinstanz – gestaltet.  

Konkrete Umsetzungsinitiativen der Hochschule München sind unter anderem im  folgenden  Link aufrufbar: 
https://www.hm.edu/allgemein/hochschule_muenchen/hochschulleitung/strategische_projekte/projekt_digitalisierung.de.html 

Teil 1 – Hochschulentwicklung

Engagiert und sehr fundiert stellen die vier Studentinnen ihre zentralen Erkenntnisse des Kurses vor, um weitere Entwicklungen anzustoßen. Der erste Teil behandelt das Thema digitale Hochschulentwicklung, ganz im Sinne eines Studiums und seiner (vielfältigen) digitalen Möglichkeiten.

Das Transkript

„Herzlich Willkommen zurück, bei ‚Digitale Medien – dem Podcast über Digitalisierung und digitale Transformationsprozesse‘. Mein Name ist Anna Maletz und ich freue mich auch heute wieder auf einen spannenden Austausch. Schön, dass Sie mit dabei sind.

So beginnt der Podcast, in dessen erster Folge Anna Maletz und Luisa L. sehr konkret über Möglichkeiten der digitalen Hochschulentwicklung reden. Für alle, die es auch textlich nachvollziehen wollen (beispielsweise, um zu zitieren), folgt nun der Inhalt bzw. das Drehbuch.

Digitale Tools im Hochschulalltag

Anna Maletz (A.M): Ich freue mich sehr auf die nächsten drei Folgen zum Thema „Studium und seine digitalen Möglichkeiten“. Heute darf ich herzlich Frau Luisa L. aus der digitalen Hochschulentwicklung der Hochschule München in meinem Studio begrüßen. Sie beschäftigt sich intensiv mit den digitalen Möglichkeiten im Studium und deren strategische Einbettung an der Hochschule. Es freut mich sehr, dass Sie meiner Einladung nachgekommen sind, Frau L.. Herzlich willkommen!

Luisa L. (L.L.): Herzlichen Dank, dass ich hier sein darf.

A.M.: Kommen wir doch gleich zu meiner ersten Frage, was darf ich denn unter digitale Möglichkeiten im Studium verstehen? Die Bandbreite ist ja bekanntlich sehr groß.

L.L.: Da kann ich Ihnen nur zustimmen. Die Möglichkeiten, digitale Tools in den Hochschulalltag einzubinden sind vielfältig und sollten demnach auch wohl bedacht natürlich nach didaktischen Erkenntnissen ausgewählt werden. Intern, also in der Hochschulentwicklung, unterscheiden wir zwischen klassischen digitalen Medien und Kommunikationstools wie bspw. fachspezifische Datenbanken oder auch digitale Präsentationstools. Soziale Kommunikationstools stellen bspw. eine weitere Kategorie dar. Damit meine ich Blogs, soziale Netzwerke oder auch Foren. E-Klausuren oder E-Assessments werden auch eingesetzt, sogenannte elektronische Prüfungssysteme. Manche Hochschuldozierende setzen auch audio- oder videobasierte Medien zur Unterstützung ein. Und zu guter Letzt möchte ich noch die interaktive Tools und Formate nennen. Darunter sind Lernspiele, virtuelle Labore, Simulationen, Webkonferenzen oder auch Wikis zu verstehen. Also wie sie sehen, es gibt unterschiedlichste digitale Formate und Medien, die zur Anwendung kommen können (vgl. Persike u.a. 2016).

A.M.: Ja, das klingt ja alles wirklich sehr spannend und vielfältig. Also vielen Dank für diesen Einblick in die unterschiedlichen Möglichkeiten. Das bringt mich auch direkt zu meiner nächsten Frage. Und zwar inwiefern werden digitale Medien im Hochschulalltag bereits genutzt?

L.L.: Dazu gibt es interessante Studienergebnisse (vgl. Persike u.a. 2016). Zum einen sind die Unterschiede bei der Nutzung digitaler Medien zwischen den Studienfächern sehr groß. D.h. Fächer, in denen digitale Medien fest im Curriculum verankert sind, zeigen eine deutlich höhere Nutzung digitaler Medien auf. Interessanterweise gibt es auch deutliche Unterschiede zwischen den Hochschulen, was natürlich darauf hindeutet, dass die konkrete Lehrpraxis einer Hochschule einen Einfluss auf die Nutzungsvielfalt digitaler Medien hat. Zudem scheinen digitale Medien an vielen Hochschulen kein integraler Bestandteil der Lehre zu sein. Es zeigt sich flächendeckend eher eine punktuelle Anreicherung der Lehre durch digitale Medien. Aufgrund dessen verfolgen wir in der Hochschulentwicklung eine digitale Strategie, um die Lehrpraxis der Hochschule zu verbessern und so z. B. engagierte Vorreiter zu identifizieren, gezielt zu unterstützen und zu vernetzen.

Digital Natives

A.M.: Das hört sich wirklich sehr spannend an. In meiner Vorbereitung habe ich noch über die Hypothese nachgedacht, dass „Digital Natives“ generell digital affiner studieren. Lässt sich diese Hypothese bestätigen oder was ist Ihre Einschätzung dazu?

L.L.: Eine sehr interessante Frage. Aus unserer Erfahrung heraus, lässt sich die private Nutzung digitaler Medien also diese übersetzt sich nicht zwangsläufig in den Hochschulalltag. Das bestätigen auch einschlägige Studien zum Thema. Nur 21 % der Studierenden nutzen aktuell die komplette Bandbreite an digitalen Medien im Hochschulkontext. Und etwa 30 % der Studierenden beschränken sich dabei überwiegend auf klassische digitale Medien wie z. B.  PowerPoint, E-Mails oder PDF-Dokumente. Die Annahme, dass heutige Studierende generell digital affin studieren, ist demnach nicht haltbar (vgl. Persike u.a. 2016).

A.M.: Das finde ich jetzt wirklich sehr interessant, weil das hätte ich jetzt vielleicht nicht so eingeschätzt. Aber Sie sind da auf jeden Fall tiefer im Thema. Wie kann der digitale Wandel im Hochschulkontext vorangetrieben werden, also das auch wirklich mehr Studierende das Potenzial oder die Möglichkeiten von digitalen Medien nutzen?

Digitaler Wandel und Hochschulstrategie

L.L.: Generell würde ich sagen ist es wichtig, eine klare Hochschulstrategie zu definieren für das digitale Zeitalter und wie man damit umgehen möchte. Und dabei soll es jedoch nicht um ein entweder-oder in Bezug auf den Einsatz von digitalen bzw. analogen Medien gehen. Wir verfolgen da den Ansatz des sowohl-als auch, also den richtigen Mix aus analogen und digitalen Ansätzen. Ziel ist es, die Lehre zu verbessern und weniger ein alternatives, alleinstehendes Lehrangebot im Netz zu schaffen. Dabei sehe ich eine zentrale Aufgabe unserer Abteilung, hochschulstrategische Diskurs- und auch Entscheidungsprozesse zwischen den Fakultäten anzustoßen und dadurch einen sinnvollen Einklang von klassischen und neuen Medien zu erwirken (vgl. Schmid u.a. 2017).

A.M.: Okay, das klingt auf jeden Fall sehr sinnvoll. Wenn man so neue Initiativen startet oder Veränderungsprozesse anstoßen möchte, dann stößt man ja oft auf Widerstände. Wie ist es da bei Ihnen innerhalb der Hochschule? Sehen Sie sich da auch Widerständen gegenüber?

L.L.: Ja, also generell muss man in dem Bereich mit Widerstand bzw. auch mit Innovationsbarrieren rechnen, wenn man eben einen konkreten Veränderungsprozess intern anstößt. Da gilt es eben durch fakultätsübergreifende Dialogprozesse diese Widerstände abzubauen. Und wir versuchen deshalb ganz konkret aktive Verfechter und passive Skeptiker des Digitalisierungsprozesses zu identifizieren und im zweiten Schritt wollen wir bzw. haben wir schon Austauschformate implementiert. Und zudem ist es wichtig, eben diese Digitalisierung auch auf der Ebene der Hochschulleitung zu verankern und  dadurch ganz konkret Brücken schlagen zu können und einzelne Lehrenden und deren Initiativen sichtbar zu machen (vgl. Schmid u.a. 2017).

A.M.: Okay, daraus ergibt sich für mich die Frage, welche konkreten Maßnahmen verfolgen Sie denn noch, neben den eben genannten Austauschformaten um vielleicht zusätzlich wirklich die Nutzung von digitalen Medien anzustoßen?

Konkrete Maßnahmen

L.L.: Ja, also ganz konkret gibt es an unserer Hochschule das E-Learning Center und darüber bieten wir gezielt Weiterbildungen für unsere Hochschulangestellten und eben die Dozierenden an um die digitale Kompetenz intern weiter auszubauen. Das E-Learning Center soll als Raum gesehen werden, zum Experimentieren und Ausloten. Was ist didaktisch machbar und sinnvoll. Dozierenden können sich dort auch die nötige Expertise, die sie vielleicht selbst nicht haben und es stehen ganz konkret Experten zu Verfügung, um eben solche digitalen Maßnahmen umzusetzen.  

A.M.: Um noch einen Blick in die Zukunft zu werfen: Was wünschen Sie sich für den weiteren Prozess innerhalb der Hochschulentwicklung?

L.L.: Aktuell ist unser wichtigstes Anliegen tatsächlich die Verstetigung und auch die Verbreitung bereits erfolgreicher Ansätze innerhalb der Hochschule München. Um wie gesagt, die Initiativen die es bereit gibt nochmal besser in den Vordergrund zu stellen und so auch Synergieeffekte auszulösen. Und wir arbeiten aktuell an einem tragfähigen Skalierungsansatz, um eben dieses Engagement sichtbar zu machen. Wünschenswert für mich wäre nochmal eben der politischer Rechtsrahmen, dass da nochmal Barrieren abgebaut werden um den digitalen Wandels im Hochschulkontext weiter voranzutreiben (vgl. Schmid u.a. 2017).

A.M.: Ja, das war ja wirklich ein sehr spannender Input den Sie uns hier ermöglich haben. Also vielen lieben Dank für den umfänglichen Einblick in Ihre Arbeit an der Hochschule, Frau L..

Ein Tipp am Schluss

Zum Schluss würde mich noch interessieren, ob sie eventuell einen Tipp haben für Studierende, wie man mehr digitale Medien nutzen kann bzw. auch den digitalen Wandel im Hochschulkontext vorantreiben kann.

L.L.: Ja, eine sehr gute Frage. Ich würde mir von unseren Studierenden tatsächlich wünschen, dass Sie verschiedene Medien bzw. den Wandel einfordern bzw. Ihr Wissen dazu einbringen und auf vorhandene Initiativen aktiv zurückgreifen. Da bieten wir als Hochschule München auch einiges an.

A.M.: Ja, vielen lieben Dank nochmals. Damit würde ich das erste Interview zum Thema „Studium und seine digitalen Möglichkeiten“ abschließen. Und wünsche Ihnen viel Erfolg, Frau L. mit dem digitalen Wandel an der Hochschule und Ihnen persönlich alles Gute.

L.L.: Ja, vielen Dank, Frau Maletz!

A.M.: Das war nun die erste Folge der Reihe „Studium und seine digitalen Möglichkeiten“ mit Luisa L., die Studierende ermutigen möchte die Nutzung von digitalen Medien im Hochschulkontext einzufordern und selbstständig zu nutzen. Nächste Woche freue ich mich auf Theresa Dei, eine weitere Mitarbeiterin der Hochschule München aus dem Bereich der Erwachsenenbildung, die sich seit mehreren Jahren intensiv mit Online Kursen als ergänzende Form zu klassischen Vorlesungsformaten beschäftigt. Bis dahin, alles Gute!

Mediennachweis und Organisatorisches

Literatur

Zum Zeitpunkt der Erstellung des Podcasts waren alle Links unter der angegebenen Adresse aktiv. Sollten Sie Schwierigkeiten mit dem Aufruf haben, dann probieren Sie es mit den Autoren und Titeln. Manchmal ändert sich einfach die Adresse.

Bild

Bild (auch Beitragsbild): StockSnap – Menschen-Frauen-Studenten – 2557396 auf Pixabay. Verwendung unter den Bedingungen der Creative Commons 0.

Musik (Jingle)

Musik (Jingle): daveincamas – Player Piano. Verwendung unter den Bedingungen der Creative Commons BY (Namensnennung).

Kommentare sind geschlossen.