Warum sind soziale Organisationen nicht demokratisch?

Warum sind soziale Organisationen nicht demokratisch?

Lesezeit (inkl. Mediennachweis): 5 Minuten

Allgemeiner Hinweis zum Podcast

Gespräch zwischen fiktiven Leitungen von Unternehmen, unterstützt durch Interviews von zwei sozialen Einrichtungs- bzw. Teamleitungen

Ein Podcast der Student*innen Mareike Mackensen, Lucas Meinecke und Clémence Moser des Masterstudiengangs „Gesellschaftlicher Wandel und Teilhabe“ an der Hochschule München. Produziert im Rahmen des Seminars „Organisationen und ihre Handlungsressourcen“ im Sommersemester 2021.

Inhalt

In diesem Podcast wird folgende Fragestellung thematisiert: Warum sind soziale Organisationen nicht demokratisch organisiert?

Um diese Frage beantworten zu können, wurden drei verschiedene Rollen kreiert, die sich über das Thema austauschen. Sie stammen aus verschiedenen Bereichen sowie Unternehmensstrukturen und werden von uns dargestellt. Folgende fiktive Rollen sind dabei entstanden:

  • Leitung eines IT-Unternehmens mit demokratischer Unternehmensstruktur (Lucas Meinecke)
  • Leitung eines Fleischherstellungsunternehmens mit klassischer Unternehmensstruktur (Mareike Mackensen)
  • Leitung eines sozialen Unternehmens mit sozial-netzwerkenden Strukturen (Clémence Moser)

Die Leitungen stellen ihre Standpunkte dar und ermöglichen eine vielschichtige Sichtweise auf das Thema. Aus dem Podcast geht hervor, dass die Aspekte von klassischen Unternehmen, demokratischen Unternehmen und soziale Unternehmen sich voneinander unterscheiden. Die Argumente von klassischen sowie demokratischen Unternehmen lassen sich nicht einfach auf soziale Unternehmen übertragen. Da der Schwerpunkt auf den sozialen Unternehmen liegt, wurden noch Interviews von zwei Leitungen aus sozialen Einrichtungen geführt. Durch ihre Berufserfahrung und eigene Meinungsbildung haben sich weitere Einsichten ergeben. Die vielen Sichtweisen zeigen auf, wie komplex die Beantwortung der Frage ist und die Betrachtung mehrerer Unternehmensstrukturen notwendig ist.

Zeitindex

  • Begrüßung – 00:00 – 00:40
  • Vorstellung – 00:41 – 01:13 
  • Einführung demokratische Unternehmen – 01:14 – 01:36
  • Praktische Erfahrung mit demokratischer Unternehmens- strukturierung – 01:37 – 04:58
  • Praktische Erfahrungen mit Herausforderungen – 04:59 – 11:01
  • Eine kritische Perspektive – 11:02 – 17:52
  • Perspektive aus einem Wohlfahrtsverband auf demokratische Strukturierung – 17:53 – 19:10
  • Weitreichende Vorteile einer demokratischen Strukturierung – 19:11 – 22:03
  • Herausforderungen einer demokratischen Strukturierung  22:04 – 38:36
    • Interviewpartner –  Hürden der demokratischen Strukturierung im Wohlfahrtsverband – 23:10 – 26:10 und 34:56 – 37:24
    • Interviewpartner – Hürden der demokratischen Strukturierung in einer Einrichtung der stationären Kinder- und Jugendhilfe – 26:11 – 33:05
    •  Stellungnahme zu den Interviews – 33:06 – 34:55 und 37:25 – 38:36
  • Abschließende Betrachtung – 38:37 – 41:18
  • Schluss – 41:19 – 41:35

Reflexion auf die Thematik

Wir haben die Inhalte dieses Themas in einem Interview als Podcast zusammengetragen. Es war tatsächlich ein langer Prozess bis wir zum Machen des Podcasts kamen, da es zwar viel Literatur zu demokratischen Unternehmen gab, jedoch nicht in Bezug auf soziale Unternehmen. Wir mussten uns deshalb zunächst intensiv und länger mit der Literatur auseinandersetzen. Diese anfängliche Schwierigkeit konnten wir jedoch für uns gewinnen. Denn die Fakten und Aspekte von demokratischen Unternehmen konnten auf soziale Unternehmen bezogen werden bzw. auch als Kontrast zueinander dargestellt werden. Aus den Recherchen sind somit drei verschiedene Rollen für das Podcast-Interview entstanden.

Zudem hatten wir die Chance Interviews mit zwei Teamleiter*innen von zwei verschiedenen sozialen Einrichtungen zu führen. Diese haben nochmal weitere Einsichten gegeben. Obwohl Sie auch betonen, dass Sie sich auf ihre Annahmen und Erfahrungen berufen, haben Sie dennoch sehr gute Aspekte gebracht, die wir teilweise in der Literatur wiedergefunden hatten. Wir hatten so gesehen einen Lernprozess geprägt durch vielfältige Perspektiven aus der Literatur und Praxis. Es war deshalb eine große Bereicherung und wir bekamen viele Impulse, die uns zum Nachdenken gebracht haben. Durch die Rollen, die wir kreiert haben, hat sich jeder einzelne von uns auch mit jeglichen Perspektiven und Argumenten beschäftigt und kritisch hinterfragt. Eine Meinungsbildung zu dieser Thematik wurde damit zunehmend komplexer und nicht unbedingt einfacher, wie zunächst angenommen. Nichtsdestotrotz hat jeder eine eigene Meinung entwickeln können, die zu unserem Lernprozess dazu gehört.

Zusammenfassend denken wir, dass eine komplette Demokratisierung der sozialen Unternehmen unwahrscheinlich ist. Stattdessen wird viel über die Teamdynamik bestimmt bzw. sind die Leitung und die Mitarbeiter*innen Schlüsselpersonen, die entscheiden inwieweit partizipativ gearbeitet wird. Die Organisationskultur wird somit über das Team beeinflusst, wobei die Leitung über die Gestaltung dieser entscheidet und in der Hand hat wie viel Neugestaltung sie zulässt. Hierbei kann es also keine Einheitlichkeit geben und ist auch nicht sinnvoll, stattdessen muss individuell für jedes Unternehmen, Teileinrichtung und Team herausgearbeitet werden, welche Arbeitsweise die richtige ist.

Reflexion auf die Gruppenarbeit

Eigentlich war unsere erste Intention einen Blogbeitrag zu erstellen. Aufgrund unserer Gruppengröße war dann aber ein Podcast besser geeignet. Anfänglich waren wir etwas verunsichert, da wir noch keine Erfahrung mit einer Podcast Erstellung hatten. Aber auch angesichts der aktuellen Situation machten wir uns etwas Sorgen. Denn dadurch konnten wir uns für die Podcast Aufnahme nicht treffen und mussten die einzelnen Parts zusammen schneiden und dabei beachten, dass es trotzdem natürlich wirkt. Trotzdem konnten wir uns immer mehr mit der Idee anfreunden.

Eine gute Zusammenarbeit war von Anfang an gefragt, jedoch besonders gefordert als wir die Podcast-Aufnahme machen wollten. Da hatten wir nämlich die Herausforderung uns zu überlegen wie wir das anstellen. Denn das mit dem Life-Treffen hatte sich erledigt und die Aufnahme über ein Programm wie auf www.voice-recorder-online.com zu machen, ist gescheitert, da diese nur eine Stimme aufnimmt. Mareike hat ihr Netzwerk genutzt und dort sich einen guten Ratschlag geholt: Wir sollen über unsere Handys aufnehmen und die Audios dann auf Audacity, ein Aufnahme- und Schneideprogramm, rüber ziehen. Dort können wir es dann ohne Probleme schneiden und zusammenfügen, so der Plan. Das wollten wir aber erst glauben, wenn es gemacht ist. Schließlich haben diese Programme keinen guten Ruf, was die Handsamkeit angeht.

Es ging aber überraschend einfach und innerhalb von einem Wochenende war es dann auch schon erledigt. Da waren wir sehr positiv überrascht. Entweder haben sich diese Programme gebessert oder wir hatten große Vorurteile; womöglich beides. Eine anfängliche Skepsis und Herausforderung wurde gemeistert. Zum Einen, da sich jeder eigenständig mit der Thematik sowie Programmen beschäftigt hat und zum Anderen weil wir als Team unsere Informationen und Erfahrungen ausgetauscht haben. Interessant ist auch, dass sich die Teamgröße kurzfristig geändert hat, was sich für die Podcast-Aufnahme jedoch nicht als problematisch erwiesen hat.

Da die Moderatorinnenrolle weggefallen ist, haben wir spontan unser “Drehbuch” umgestaltet. Das Setting hat sich somit geändert, von einem starren Interview mit Moderatorin und Leitungen zu einer Art digitaler “Stammtisch”, bei dem wir über unsere unterschiedlichen Sichtweisen diskutieren bzw. diese im Podcast festhalten. Das zeigt Planänderungen sind nicht unbedingt ein Nachteil, sondern eine Möglichkeit etwas Anderes entstehen zu lassen, was auch gewinnbringend ist. Die Arbeit hat daher zwar länger gedauert als gedacht und es stecken so einige Treffen hinter dieser Arbeit. Jedoch sind wir durch zeitlich-eingehaltene Absprachen und gut-funktionierendem Austausch, sowie Zusammen-/Netzwerkarbeit an unser Ziel gekommen. Es war daher eine zeitlich langanhaltende Gruppenarbeit woraus eine eigene Gruppen- bzw. Arbeitsdynamik entstehen konnte.

Quellenverzeichnis

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Bild

Titelbild: Macbook Weiß von Pexels. Verfügbar unter: https://www.pexels.com/de-de/foto/macbook-weiss-164716/ Lizenzfreie Verwendung unter der Bedingung von Pexels.

Literatur und Medien

  • Backhaus-Maul, Holger (2002) Wohlfahrtsverbände aus kooperative Akteure. Über eine traditionsreiche sozialpolitische Institution und ihre Zukunftschancen. Verfügbar unter: https://www.bpb.de/apuz/25545/wohlfahrtsverbaende-als-korporative-akteure?p=1
  • Bull, Finn-Rasmus (2018) Disruption braucht Hierarchie. In: managerSeminare: Jg. 2018 (244) S.16-17. 
  • Engweiler, Christian; Hasenstab, Christian; Schallhart, Annemarie; Steinmüller, Bernd (2017)
  • Studie zu nachhaltigen und demokratischen Unternehmen. Hg. v. SustainCo e.V.Das Beraternetz für Nachhaltigkeit. Verfügbar unter: https://www.schallhart.com/downloadfiles/Nhdemokratische-Unternehmen-Studie.pdf
  • Freudenberg, Nele; Ott-Hargina, Irene; Abrell, Dorothee; Van Eickels, Norbert (2019) Aktuelle Trends und Themen der Personal-und Organisationsentwicklung in Non-ProfitOrganisationen. Hg. v. Contract Unternehmensberatung. Verfügbar unter: https://world-ofcontract.com/wp-content/uploads/2020/02/Auswertung_-Befragung-NPO-4.0_November2019.pdf
  • Krainz, Ulrich und Krainz, E. Ewald (2019) Demokratische Organisationen – Organisierte Demokratie. In: Gruppe Interaktion, Organisation. Zeitschrift für Angewandte Organisationspsychologie: Jg. 50 S. 245-250
  • Kühl, Stefan (2015) Wie demokratisch können Unternehmen sein? In: Wirtschaft + Weiterbildung: Jg. 2015 S.18-24.
  • Magenheim-Hörmann, Thomas (2018) Demokratie als Managementprinzip. In: Frankfurter Rundschau,     02.05.2018. Verfügbar unter: https://www.fr.de/wirtschaft/demokratiemanagementprinzip-10989489.html
  • Prodoehl, Hans Gerd (2019) Das agile Unternehmen. In: Olbert, Sebastian und Prodoehl, Hans Gerd (Hrsg.) Überlebenselexier Agilität. Wie Agilitäts-Management die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen sichert. S.11-60.
  • Rada, Alejandro; Stahlmann, Anne (2017) Freie Wohlfahrtspflege und Sozialstaat. Profil und zivilgesellschaftlicher Mehrwert am Beispiel der Flüchtlingshilfe in Hessen. Frankfurt am Main. 
  • Rosentiel, Lutzl v.; Nerdinger, Friedmann W. (2020) Grundlagen der Führung. In: von Rosentiel, Lutz; Regnet, Erika, Domsch, Michael E. (Hrsg.) Führung von Mitarbeitern. Handbuch für erfolgreiches Personalmanagement. S. 21-54. 
  • Wagenknecht, Thomas (2017, 04 Juni) Science Slam: Crowdsourcing und Demokratie in Unternehmen (Thomas Wagenknecht – Science Slam) Youtube Video. Verfügbar unter:  https://www.youtube.com/watch?v=NZjlOnpgJmE 
  • Siedenberg, Sven (2017) Chef per Stimmzettel. In: DIE ZEIT Nr. 44/2017, 26. Oktober 2017. Verfügbar unter: https://www.zeit.de/2017/44/marc-stoffel-umantis-softwareunternehmenschweiz-demokratie
  • Singe, Ingo und Tietel, Erhard (2019) Demokratie im Unternehmen zwischen „New Work“ und „Guter Arbeit“. Gr Interakt Org 50, 251–259. Verfügbar unter: https://link.springer.com/article/10.1007/s11612-019-00477-x 
  • Weber, Wolfgang G. und Unterrainer, Christine (2015) Arbeit in demokratischen Unternehmen: Ihr Potential für eine demokratische Gesellschaft. In: Sozialpsychologie und Gruppendynamik in Wirtschaft und Gesellschaft, Jg. 40 (120) S. 20-39.
  • World Value Survey (2015): Live Cultural map – WVS (1981-2015). Inglehart–Welzel. Verfügbar unter: http://www.worldvaluessurvey.org/WVSContents.jsp

Musik

Tissot, Benjamin. “All That”. Herausgegeben von Bensound, 2021-2020. Verfügbar unter:https://www.bensound.com/royalty-free-music/track/all-that-chill-hop Lizenzfreie Verwendung unter der Bedingung von Bensound.


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